Neues aus der Anstalt – das Interview zum Abschied
Priol und Barwasser verlassen im Oktober die Anstalt. Über die Gründe ein Gespräch mit Frank-Markus Barwasser.
„Neues aus der Anstalt“ ist beliebt, die Quoten stimmen. Bei der Sendung am 25. Juni 2013 hattet Ihr mit mehr als 3,6 Millionen Zuschauern den besten Zuspruch seit Jahren. Warum schmeißt Ihr trotzdem hin?
Barwasser: Weil Urban Priol und ich der Meinung sind, dass wir lieber etwas zu früh als zu spät aufhören sollten. Die Fernsehgeschichte ist voll abschreckender Beispiele dafür, dass der richtige Zeitpunkt versäumt werden kann.
In der Sendung haben sich Anstaltsleiter Priol und Öffentlichkeitsprecher Pelzig gerne mal gezofft. Gab es auch sonst Differenzen zwischen Euch?
Barwasser: Streit gab es nie zwischen uns, was aber nicht heißt, dass wir nicht ab und zu unterschiedliche Sichtweisen gehabt hätten. Aber davon lebte ja auch die Sendung, dass ihre Protagonisten unterschiedlich in Form und Inhalt waren.
Wie schwer ist Euch die Entscheidung denn gefallen?
Barwasser: Natürlich fällt das nicht leicht. Urban Priol und ich waren zuletzt ganz gut aufeinander eingespielt. Und Urban fällt es auch schwer, schließlich hat er die Sendung mit Georg Schramm zusammen aus der Taufe gehoben. Das ist sein Kind. Für mich war die Belastung in den letzten drei Jahren aber enorm, denn ich hatte ja auch noch meine eigene Sendung „Pelzig hält sich“ zu stemmen. Das waren insgesamt 15 Sendungen pro Jahr, verteilt auf zehn Monate. Urban ist seit 2007 dabei, hat also auch einen langen Weg hinter sich und hängt an der Sendung. Dennoch war da auch bei ihm Lust auf Neuland.
Klingt ein bisschen nach Burn-out?
Barwasser: Eben nicht. Sondern rechtzeitig vor einem Burn-out.
Seid Ihr politisch angeeckt? Gab’s nicht doch Druck vom Sender?
Barwasser: Wir sind ab und zu angeeckt, ja, das bleibt erfreulicherweise nicht aus. Aber das ZDF stand immer hinter uns. Da gab’s volle Rückendeckung. Deshalb betrübt es mich auch, wenn jetzt im Netz Gerüchte kursieren, man habe uns vor die Türe gesetzt. Das Gegenteil ist der Fall, die wollten, dass wir weitermachen.
Mancher wird das kaum glauben. Als sich Georg Schramm 2010 als Patientensprecher verabschiedet hat, gab’s ja auch Spekulationen, er sei nicht freiwillig gegangen.
Barwasser: Georg wollte einfach nicht mehr, weil es ihm zu viel wurde. Was ich bei solchen Spekulationen nicht verstehe, ist, dass manche Leute glauben, ein Schramm, Urban Priol oder ich würden nicht den Mund aufmachen, wenn wir uns ungerecht behandelt fühlten. Warum sollten wir freundlich schweigen? Nochmal: Ginge es nach dem ZDF, wäre es mit „Neues aus der Anstalt“ so weitergegangen wie bisher. Und ich mache ja auch weiter mit „Pelzig hält sich“, 2014 sogar eine Ausgabe mehr als bisher, also dann acht Sendungen pro Jahr.
Wie sind die Reaktionen auf Eure Entscheidung?
Barwasser: In Berlin hat mich neulich ein Zuschauer gefragt, ob was dran ist an den Gerüchten vom Anstalts-Ende und hinzugefügt: „Was wird dann aus uns?“ Das hat mich schon gerührt. Aber ist es nicht besser, wenn jetzt viele „schade“ sagen, statt „endlich“?
Das Gespräch führte Jörg Heinrich